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Der Frauenradsport entwickelt sich langsam, aber sicher aus der Nische heraus. In der Hauptsaison sorgt der Sport regelmäßig für Schlagzeilen. Ein wichtiger Meilenstein ist die Tour de France Femmes, die mittlerweile ihr drittes Jahr erlebt. 2024 sorgte die letzte Etappe hinauf nach Alpe d’Huez für ein ikonisches Highlight.

Doch abseits der großen Rennen gibt es noch Hürden zu überwinden, vor allem in Deutschland. Die Strukturen und Teams im Frauenradsport sind hierzulande noch ausbaufähig. Umso erfreulicher ist es, wenn sich neue Teams wie das LKT-Team der Nachwuchsförderung widmen.

Neuanfang mit Tradition: Die Gründung des LKT Teams Women

Das Team wurde 2024 gegründet, als Antwort auf das Aus des gleichnamigen Männerteams im Jahr 2020. Der Wunsch des Hauptsponsors LKT (Lausitzer Klärtechnik), ein Frauenteam ins Leben zu rufen, bestand schon lange. Teamchef Steffen Blochwitz sah hier eine gute Möglichkeit, mit seiner langjährigen Erfahrung als Radsport-Manager zu unterstützen.

Seine Wurzeln hat das neugegründete Team einerseits im Track Team Brandenburg, das mit Grabosch, Hinze und Friedrich drei mehrfachere Olympiasiegerinnen und Weltmeisterinnen im Bahnradsport hervorbrachte. Dazu entstand es aus dem Team Stuttgart, das ein Frauenradsportteam (Straße) auf Bundesliga-Ebene war und nun als Amateur-Team weiterexistiert. Beide Bereiche – Bahn & Straße – befruchten sich gegenseitig und eröffnen den Fahrerinnen vielseitige Entwicklungsmöglichkeiten.

Unterstützung von Paul Lange & Co. (SHIMANO-Komponenten)

Auch Paul Lange & Co., Deutschlandvertrieb von SHIMANO-Komponenten, unterstützt das Team. Mit hochwertigem Material wie ULTEGRA-Komponenten und einer zuverlässigen Ersatzteilversorgung fahren die Frauen auf Top-Niveau.

„Wir sind aktuell sehr glücklich, die Unterstützung zu haben. Sponsoren zu finden ist nicht einfach“, sagt Bahnrad-Spezialistin und Olympia-Fünfte im Vierer Lena Reißner vom LKT Team.

„Das was LKT und was Paul Lange & Co. als Sponsoren machen ist eine Investition in Nachwuchs, die man nicht hoch genug einschätzen kann“, betont Teamchef Steffen Blochwitz.

Erfolge im ersten Jahr: Rückblick auf 2024 

Im ersten Jahr startete das Team mit zehn Fahrerinnen (2025 werden es elf sein). Viele von ihnen sind um die 24 Jahre alt, da es im Frauenradsport keine eigene U23-Kategorie gibt. Das LKT-Team-Women ist ein sogenanntes Kontinental-Team (KT-Team), eine Stufe unter den Pro-Teams, mit Fokus auf Talentförderung. 

„Wir bilden Talente aus“, so Blochwitz. Aber er fügt hinzu: „Wir wissen aber auch, wo unsere Grenzen sind.“ Hier ist er realistisch: „Die Luft wird nach oben deutlich dünner und der Konkurrenzkampf ist groß“. Trotz der realistischen Selbsteinschätzung bewies das Team 2024, dass es sportliche Erfolge feiern kann.

Hierzu zählen Highlights wie die Bahn-Weltmeisterschaft und Olympia in Paris, wo das Team im Bahn-Vierer bei der Manschaftsverfolgung mit Lena Reißner einen beachtlichen fünften Platz erkämpfen konnte. Bei den deutschen Meisterschaften im Zeitfahren konnte Pia Grünewald die Silbermedaille holen. Dazu kommen viele weitere Siege bei den deutschen Meisterschaften im Bahnfahren.

Erfolge bei Rennen ist wichtig, aber nicht alles. Die sportliche Leiterin und ehemalige Bahn- und Straßenrennradfahrerin Stephanie Gaumnitz (früher: Pohl) erklärt, dass es dem Team auch darum geht, „die Jungen aufzufangen“, sprich, diejenigen, die aus dem U19-Bereich kommen, und diese als talentierte Fahrerinnen „in World Tour Teams zu bringen“.

Das Team LKT-Team ist von daher Schnittstelle zwischen den ganz jungen Fahrerinnen und dem Profi-Bereich. Gaumnitz erklärt auch, dass der Sprung von einem 80-Kilometer-Wettkampf auf 160 Kilometer ein großer Sprung sein kann, den nicht alle Fahrerinnen schaffen. Um das zu trainieren, ist das LKT Team als Nachwuchsteam genau die richtige Stelle.

Ziele für 2025: Optimistisch in die Zukunft

Für 2025 hat das Team ehrgeizige Pläne. Mit Nele Laing, die nach ihrer Verletzungspause das Team Maxx Solar verlassen hat, kommt ein großes Talent für die Straße ins Team. Blochwitz sieht hier eine große Chance. Dazu ist man auch für die Bahn optimistisch. Schon 2024 galt: „Bahn-Spezialistin Lena hat mehr mit nach Hause gebracht als wir erwarten durften. Wir haben vier von fünf deutschen Meistertiteln gewonnen.“

Ziele für 2025 gibt es viele. Nele hat noch ein „Türchen offen mit der Lotto Thüringen Rundfahrt und der Deutschen Meisterschaft auf der Straße.“ Sie will sich auch bei den Rundfahrten in Tschechien präsentieren und vorne reinfahren. Lena Reißner konzentriert sich weiterhin auf die Bahn und wird gleichzeitig auf der Straße als Helferin ihre Teamkolleginnen unterstützen. Ihr großes Ziel ist der Bahn-Vierer und die WM 2025!

Das LKT-Team-Women – Das Team

Wie ist das LKT Team heute organisiert? Teamchef Steffen Blochwitz sammelte wertvolle Erfahrungen im „Team Stuttgart“ unter Olaf Jansson, der seit 1995 ein großes Netzwerk im Frauenradsport aufgebaut hat. Der Wechsel zum LKT Team 2024 ermöglichte eine größere Struktur und bessere Entwicklungsmöglichkeiten, wobei einige Fahrerinnen mitzogen. Unterstützt wird Blochwitz von den ehemaligen Radsportlerinnen Trixie Worrack und Stephanie Gaumnitz, wobei Worrack 2025 für Nachwuchstraining in Thüringen ausscheidet.

Das Team ist in Cottbus und Erfurt angesiedelt und profitiert von hervorragenden Trainingsbedingungen wie der Radrennbahn in Cottbus und Erfurt. Lena Reißner, die in Erfurt wohnt, trainiert lokal, während Neuzugang Nele Laing aus Köln längere Reisen zu Teamtreffen auf sich nimmt.

Schwerpunkt Bahn oder Straße? Antwort: Beides!

„Unsere Fahrerinnen sind beidbeinig ausgebildet“, so Steffen Blochwitz. Fünf der Sportlerinnen des 11-köpfigen Teams fahren auf der Bahn. Diese bekommen in der ganzen Saison Bahnlehrgänge, was in dieser Saison mit guten Ergebnissen belohnt wurde. Gaumnitz hat ihren Blick in die Zukunft gerichtet: „Unser großes Ziel ist es für 2028 wieder ein bis zwei Kader aus unseren Reihen bei den olympischen Spielen dabei zu haben.“

Blochwitz sieht einen großen Vorteil in der Kombination von beiden Disziplinen: „Es gibt Bahnfahrer mit guter Ausdauer, die sehr dicht an der Straße dran sind. Während die reinen Bahn-Sprinter hauptsächlich Krafttraining machen, erlangen unsere Bahn-Frauen über die Straße die Wettkampfhärte. Mit guten Straßenfrauen wie Nele machen wir auch Bahnfahrerinnen wie Lena fit.“

Herausforderungen und Perspektiven im deutschen Frauenradsport

Die deutschen Bahnradsport-Frauen, unter anderem trainiert von Steffen Blochwitz, sind international erfolgreich. Dennoch fehlen in Deutschland hochkarätige Rennen. Während Länder wie Belgien oder die Schweiz ein dichtes Rennprogramm bieten, gibt es hierzulande nur wenige Veranstaltungen wie die Lotto Thüringen Ladies Tour oder den Women’s Cycling Grand Prix in Stuttgart. Selbst kleinere Länder wie Polen und Tschechien haben mehr UCI-Rennen.

Steffen Blochwitz: „In Belgien kannst Du pro Wochenende drei UCI-Rennen fahren. Wir planen zumindest zwei Rundfahrten in Tschechien.“

Nele Laing fordert mehr Rennen in Deutschland: „Events wie die Cyclassics in Hamburg oder der Münsterland Giro könnten neben Männer-Elite-Rennen auch Frauenrennen integrieren.“

Hinzu kommen berufliche Hürden: Die meisten Fahrerinnen studieren oder arbeiten neben dem Sport. Nele Laing schloss 2024 ihren Bachelor ab und bewältigte trotz Verletzung 17.000 Trainingskilometer. Lena Reißner, in der Sportfördergruppe der Bundeswehr, hat etwas mehr Freiheiten, steht aber unter Druck, da die Förderung jährlich neu bewilligt werden muss.

Die Vereinbarkeit von Sport und Beruf bleibt im Frauenradsport eine große Herausforderung!

Wie kommt man eigentlich zum Frauenradsport?

Spätestens seit dem Corona- und dem E-Bike-Boom ist Radfahren wieder in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Allerdings ist das Rennradfahren, insbesondere das Bahnradfahren, eine Spezial-Disziplin, mit der nicht jede/r in Berührung kommt.

Deshalb ist es immer interessant zu wissen, wie man eigentlich zum professionellen Radsport kommt?

Die Wege in den Profisport sind vielfältig, wie die Beispiele von Lena Reißner und Nele Laing zeigen:

Lena begann mit 10 Jahren im Verein und besuchte später das Sportinternat in Erfurt, unterstützt durch die Radsport-Tradition ihrer Heimatstadt Gera. Nele hingegen startete erst mit 21 Jahren, kaufte sich ein gebrauchtes Rennrad und kam über ihr Sportstudium und frühere Handballerfahrung zum Radsport. Eine Gemeinsamkeit haben sie aber: Sie bevorzugen das Radfahren im Freien. Auch im Winter lassen sie sich nicht von schlechtem Wetter abhalten.

Dazu passt das Motto des Teams: „Keep Cycling Simple“. Mit dieser positiven Einstellung wird das LKT-Team sicher weiter von sich hören lassen.

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