Josie Fouts hat keine Zeit für Einschränkungen. Die 29-jährige Sportlerin aus Ohio begann erst vor zwei Jahren mit dem Rennradsport und hat in dieser kurzen Zeit bereits zwei Titel bei den nationalen US-amerikanischen Meisterschaften im Bahnradfahren gewonnen. Erst vor kurzem hat sie im San Diego Velodrome einen neuen Stundenrekord aufgestellt, was an sich schon eine großartige Leistung ist und angesichts Josies Geschichte um so beeindruckender. Denn sie wurde ohne linke Hand geboren.
Zwei Hoffnungsträger für die Paralympischen Spiele erschließen neue Möglichkeiten für die Betätigung der Bremsen mit einem genialen einhändigen Design
Für Josie war ihre physische Andersartigkeit schon immer eine Quelle der Kraft. Dank ihr entwickelte sie eine mentale Stärke und die Fähigkeit, über Grenzen hinauszugehen und alles zu geben, sodass sie heute zu den weltbesten Athletinnen in ihrem Sport zählt. Ihr wurde bewusst, dass es kaum etwas gibt, das sie aufhalten kann bei ihrem Versuch, sich einen Platz im US-amerikanischen Team für die auf 2021 verschobenen Paralympischen Spiele in Tokio zu erkämpfen.
Sie sieht keine Veranlassung dazu, sich auf ihren bisherigen Erfolgen auszuruhen, denn es gibt noch viele Bereiche, in denen sie sich verbessern möchte. Beispielsweise was ihre Fitness oder ihre Erfahrung angeht, und dank der genialen Kombination aus XTR und DURA ACE Komponenten kann sie auch bei der Beherrschung ihres Rads ein ganz neues Niveau erreichen.
Für Radfahrer mit nur einer Hand ist die Bedienung beider Bremsen immer noch eine Herausforderung. Auch wenn mithilfe von Splitter-Hebeln die Bedienung der Vorder- und Hinterbremse auf nur einer Lenkerseite möglich ist, hat dieses Design doch erhebliche Nachteile. So kann ein Sportler die vordere oder hintere Bremse nicht unabhängig voneinander betätigen oder deren Bremsleistung modifizieren. Bei hydraulischen Systemen bietet die Aufteilung der Bremsleistung zu gleichen Teilen weniger Bremskraft als bei einer einzigen Bremse vorhanden wäre. Dieses Design für die Bedienung mit einer Hand ist etwas umständlich und nicht ausgewogen.
Hier kommt Steven Wilke ins Spiel, ebenfalls Rennradfahrer und paralympischer Hoffnungsträger, der in Utah lebt und für Scott Bikes arbeitet. Auch Steven nutzt die Einhandsteuerung für Bremsen und Schaltung an seinem Rad. Eine Weile versuchte er es mit dem nicht so idealen Splitter-Hebeldesign, bevor er es ausmusterte, weil er sich damit nicht sicher fühlte. Also montierte er an seinem Vorderrad eine ULTEGRA Scheibenbremse, die deutlich mehr Bremsleistung bot. Trotzdem ermöglichte sie ihm nicht das gleiche Maß an Kontrolle, die seine Rennradkumpels hatten, wenn sie mit mehr als 80 km/h in die Canyons von Utah hinabrasten.
„Ich liebe es, auf Abfahrten so schnell wie möglich unterwegs zu sein und dass ich nur eine Bremse nutzen kann, hat mich nie abgeschreckt“, erzählt er. „Aber in letzter Zeit gab es ein paar Vorfälle – wie das Reh, das plötzlich vor mir auftauchte und ich beim Bremsen mein Vorderrad blockierte, als ich es seitlich touchierte – die mir klar machten, dass eine neue Lösung her muss.“
Und diese Lösung war so einfach, dass sie bereits zwischen den Ersatzteilen im Scott-Hauptquartier herumlag. Er verwendete einen XTR-Bremshebel und drehte ihn um, sodass er zwischen den normal montierten DURA-ACE STI DUAL CONTROL Schalt-/Bremshebel passte. Ein TOGS Griff am Unterlenker war optimal für seine Hand und bot den erforderlichen Halt, während er mit dem Mittel- und Zeigefinder die jeweiligen Hebel erreichen konnte. Voila. Schon hatte er eine unabhängige Betätigung und Einstellung für die vordere und hintere hydraulische Scheibenbremse.
Es brauchte nur ein wenig Fantasie, um eine einhändige Bedienung der Steuerungselemente des Bikes zu realisieren.