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5-facher Paralympicssieger, 21-facher Weltmeister (aktuell ist er WM-Titelverteidiger im Einzelzeitfahren), 10 Weltrekorde und 6-facher Gesamtweltcupsieger – das ist in aller Kürze Michael Teubers Bilanz als Para-Radsportler. Eine solche Karriere wird wohl einmalig bleiben und sein Kampf ums Podium geht sogar weiter. Er ist jetzt in seiner 26. Saison und ist immer noch hungrig aufs schnelle Radfahren.

Im ländlichen Odelzhausen zwischen München und Augsburg wohnhaft, hat der 55-jährige Bayer alle Ruhe sich auf die großen Radsport-Events im Para-Bereich vorzubereiten. Zirka 20.000 Kilometer verbringt er im Jahr auf dem Rad, von denen der allergrößte Teil Trainingskilometer sind.

Wenn man ihn auf die Paralympics in Paris 2024 anspricht, die ein krönender sportlicher Abschied für ihn sein könnten, entgegnet er: „Das hört sich jetzt verrückt an, aber für mich ist Radsport so ein Lebensinhalt, dass, selbst wenn ich nicht mehr erster bin, das für mich nicht gleichbedeutend mit Karriere-Ende ist.“

Zwar habe er schon einen gewissen Anspruch, aber wenn es ihm noch Spaß macht, dann plant er auch nach den Paralympics in Paris weiterzumachen.

Dabei ist Michael Teuber schon längst nicht nur Sportler, sondern seit 2011 auch Trainer. Während er den Trainerschein mit B-Lizenz seit 2011 innehat, erarbeitete er sich die höchste Trainerlizenz (A-Lizenz) im Jahr 2015. In Bayern ist er heute für den Landeskader zuständig. Seine Aufgabe besteht darin, neue Talente zu finden und ihnen dabei zu helfen, den Übertritt in die Nationalmannschaft zu schaffen.

Trainingslager in Livigno – Vorbereitung auf die WM in Glasgow

Seine Radsport-Erfahrung, die inzwischen schon ein Vierteljahrhundert alt ist, ist also vielfältig orientiert. Dadurch weiß er auch längst selbst, wie er sein Training sehr strukturiert und systematisch angeht.

Bis Juli diesen Jahres hat er schon 11.000 Trainingskilometer absolviert und nach dem Trainingslager in Livigno sind es Ende Juli 2.000 weitere, so dass er vor dem WM-Start in Glasgow ungefähr 13.000 Kilometer in den Beinen hat. Um die 20.000 Kilometer werden 2023 zusammenkommen.

Die meisten Kilometer bis zur WM hat er im Höhentrainingslager von Livigno absolviert. Livigno, das ist ein ziemliches Radsport-Mekka. Gerade in den Sommermonaten trifft man dort die Welt-Elite des Radsports. Auch Michael Teuber war dort nicht ganz allein. Seine Begleitung war immerhin die deutsche Para Radsport-Nationalmannschaft. Er war dort mit einem Team von zirka elf Leuten vor Ort, wobei nicht alle Sportler sind. Die übrigen Plätze belegen drei bis vier Betreuer inklusive des Bundestrainers. Ein Mechaniker ist auch vor Ort, falls es mal einen Defekt gibt.

Es zeigt sich: Der Para-Radsport professionalisiert sich und die Vorbereitungen auf große Radsport-Events werden systematisch angegangen. Wenig bleibt dem Zufall überlassen, die Sportler sollen in Ruhe und fokussiert trainieren können.

Das italienische Livigno ist in dieser Zeit voll von Radsportlern und Radsport-Teams aus ganz Europa. Es bietet sich für viele an, hier ein Höhentrainingslager zu absolvieren. Gerade jetzt, da es in diesem August in Glasgow das erste Mal eine Multi-WM mit ganz vielen Radsport-Arten geben wird, bereiten sich viele Teams aus den unterschiedlichsten Disziplinen gleichzeitig vor.

Doch wieso eigentlich Livigno, das in Italien, in der Nähe der Schweizer Grenze liegt?

Michael Teuber hat darauf eine klare Antwort:

„In den Alpen gibt es jetzt nicht unendlich viele so gute Möglichkeiten wie in Livigno, wo man ein Grundlagen-Ausdauertraining in der Höhe machen kann. Wenigstens kann man hier 20 Kilometer auf einer Höhe von 1.800 Meter fahren. Wenn man hin und zurück fährt, sind das schon 40 Kilometer. Das gibt es kaum in Europa, kaum in den Alpen. Deshalb trainieren dort alle.“

Ein Plateau dieser Art hat die Natur in den Alpen kaum vorgesehen. Meist geht es nur bergab oder nur bergauf.

Drei Wochen war Michael Teuber in Livigno. Seit 8 Jahren bezieht er dort regelmäßig das Trainingslager, um sich auf die WM, EM oder gar für die Paralympics vorzubereiten.

Die WM ist neben der EM, die eine Woche später stattfindet, sein Jahreshöhepunkt 2023. Vor allem will er im Einzelzeitfahren reüssieren. Im Straßenrennen nimmt er jedoch auch teil.

Spezialität Zeitfahren: Zur WM in Glasgow ist Michael Teuber klar fokussiert

Seit Jahren ist Teubers „Fokus-Disziplin“, wie er selbst sagt, das Einzelzeitfahren. Schon seit 2012 ist er auf Straßenrennen und insbesondere auf den Kampf gegen die Uhr konzentriert. Dagegen hat seine Spritzigkeit auf der Traditions-Disziplin, der Bahn, über die Jahre etwas gelitten, wie er selbst betont.

Im Einzelzeitfahren gehört er schon seit Jahren immer zu den Podiumskandidaten. Das gilt für die Europameisterschaft, die Weltmeisterschaft, aber auch für die Paralympics 2024 in Paris.

Für die WM dieses Jahr hat er sich schon klar qualifiziert, indem er einen Sieg und zwei zweite Plätze beim Einzelzeitfahren im Weltcup verzeichnen kann. Für die Qualifikation hätte er sogar nur unter die Top 5 gemusst, aber Michael Teuber will natürlich mehr:

„Am Ende des Tages willst du natürlich innerhalb der Mannschaft immer bei den besten dabei sein, um auch die Chancen für die Paralympics in Paris zu wahren. Denn bei allem, was man eineinhalb Jahre vor Paris fährt, geht es nicht darum, gerade so mit einem fünften Platz die Qualifikationskriterien zu schaffen, sondern darum, mannschaftsintern einer der besten zu sein.“

Fokus ist neben der WM auch schon der Blick über den Tellerrand, das sind die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 in Paris. Mit einem guten Ergebnis bei der WM kann er sich ein Ticket für Paris sichern und dort will er beim Einzelfahren auch wieder ganze vorne mitmischen.

Multi-WM Glasgow: Der Para-Radsport ist integriert

Doch eins nach dem anderen: Zuerst ist Glasgow an der Reihe und die Weltmeisterschaft ist in mehrfacher Hinsicht etwas Besonderes. Nach dem Giro und der Tour (inklusive der Tour de France der Frauen) im Juli wird die Radsport-Welt im August nach Glasgow blicken:

Denn dort wird die erste Multi-WM im Radsport überhaupt stattfinden. Normalerweise finden die diversen Radsport-Weltmeisterschaften zu unterschiedlichen Zeitpunkten an unterschiedlichen Orten statt. Jetzt hat man es geschafft, die verschiedenen WMs auf einmal zu bündeln.

Für Michael Teuber ist es auch etwas Besonderes, dass die Para-Weltmeisterschaften im Radsport in Glasgow auf Augenhöhe eingebunden sind:

„Seit 30 Jahren arbeite ich am Thema Inklusion, was für mich unter anderem Integration von Para-Sportarten in die großen Events bedeutet. Mir ging es dabei immer um etwas ganz konkretes. Dazu bin ich schon vor 30 Jahren zu den Organisatoren gegangen und habe gefragt: Wollt ihr nicht auch eine Handicap-Wertung machen?“

Dem ursprünglich vom Mountainbike und vom Downhill kommenden Michael Teuber war es immer wichtig, dass Menschen mit Behinderung auch bei den Events dabei sein dürfen, als Zuschauer und insbesondere als Sportler:

„Natürlich ist es jetzt eine schöne Sache und sogar vorbildlich, wenn man all diese Radsportarten unter ein Dach bringt. So können wir auf eine unverkrampfte Art und Weise unseren Radsport, auf Augenhöhe mit den anderen Disziplinen, einem interessierten Publikum präsentieren.“

Beim Bahnradsport ist es sogar der Fall, dass der Non-Para-Bahnradsport und der Para-Bahnradsport gleichzeitig stattfinden. 

Insgesamt gibt es im Para-Bereich mehrere Disziplinen, in denen es in Glasgow Weltmeister geben wird:

  • Para-Bahnradsport - Aufgeteilt nach Solo und Tandem
  • Para-Straßenradsport - Aufgeteilt nach Solo, Tandem, Handbike und Dreirad

Ein weiterer Aspekt an der WM in Glasgow ist sicherlich, dass sich Großbritannien in den letzten 10-15 Jahren zu einem richtigen Radsport-Musterland entwickelt hat. Die Begeisterung ist hier ungebrochen. Deshalb findet auch Michael Teuber, dass die Multi-WM in Glasgow genau richtig aufgehoben ist und eine Vorreiterrolle einnimmt.

Wie bereitet man sich auf eine WM vor?

Doch um in Glasgow so richtig auf den Punkt fit zu sein, bedarf es für Michael Teuber erst noch einer guten Vorbereitung. Das schon erwähnte Höhentrainingslager in Livigno spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Entwicklungen, die man im Profi-Radsport sieht, findet man auch im Profi-Para-Radsport. Es wird alles immer professioneller und wissenschaftlicher.

Michael Teuber wählt hier einen guten Kompromiss: 

Einerseits trainiert er seit 10 Jahren schon mit einem Wattmessgerät (für mehr Informationen zur Wattmessung empfehlen wir den Blogbeitrag vom Triathlet Nils Frommhold). Früher hat man noch mit Puls trainiert, aber wattgesteuertes Training würde einfach besser funktionieren. So könne man die Leistung einfach direkter messen und steuern.

Die gleichen Entwicklungen, die im Profi-Radsport stattfinden, finden im Para-Radsport genauso statt. Insbesondere gilt das für die stark professionalisierten Nationen wie Großbritannien, Australien, die USA, Frankreich, Italien, Spanien und auch Deutschland.

Andererseits setzt Michael Teuber als langjähriger Radsportler auch auf sein Gefühl. Als „alter Hase“, wie er sich selbst bezeichnet, fährt er nicht jedes Intervall auf die Minute genau. Er kenne seinen Körper schon ganz gut und kann sein Gefühl mit den objektiven Wattzahlen gut abgleichen.

Allerdings sieht er bei dem Thema Ernährung noch Verbesserungspotential bei sich selbst. Da er im Training oft ins Defizit geht, muss er mit zunehmenden Alter darauf achten, dass er nicht unnötig Muskelmasse verliert.

Insgesamt bezeichnet sich Michael Teuber als „old-school“. Man muss nicht jedem Trend hinterherjagen, aber wenn es sinnvolle Entwicklungen gibt wie die Wattmessung, ist er offen und auch schon seit Jahren dabei.

Regeneration ist auch entscheidend. Nach einer kurzen Regenerationsphase ist er rund 6 Wochen vor der WM dabei, den zweiten Aufbau durchzuführen und die Intensitäten langsam bis zum Höhentrainingslager zu steigern. Intervalltraining ist hier das entscheidende Stichwort. Die Aufteilung der 6 Wochen ist wie folgt:

  • 2 Wochen Ausdauerblock
  • 3 Wochen Höhentraining in Livigno (wie oben erwähnt)
  • 1 Woche bei sich in und um Odelzhausen (Bayern) herum

Um auf seine 13.000 Kilometer vor der WM zu kommen, muss er 6-7 Mal in der Woche trainieren, was schon sehr viel ist. Meistens trainiert er dabei alleine und wenig in der Gruppe.

Vielleicht ist das Geheimnis von Michael Teubers langanhaltenden Erfolg, dass er immer in Bewegung bleibt. Auch im Winter stellt er das Fahrrad nicht weg. Dann ist es vielleicht auch mal eine E-Bike-Ausfahrt mit seiner Frau, aber so richtig ohne Fahrrad - das geht einfach nicht.

Michael Teuber auf dem E-Bike

Technik im Radsport – Teubers Zeitfahrmaschine

Auch bei der Fahrrad-Technik ist Michael Teuber auf dem neusten Stand der Dinge. Für die Einzelzeitrennen hat er ein eigenes Zeitfahrrad. Deutschlandweit werden diese in sehr geringer Stückzahl hergestellt, so dass sein Rad schon fast ein Unikat ist.

Seit Jahren schon, das heißt seit dem Beginn seiner Karriere vor 26 Jahren, setzt Michael Teuber dabei auf SHIMANO. Für ihn zählt solide Technik, Zuverlässigkeit und Präzision. SHIMANO ist hier für ihn eine Bank.

Sein Zeitfahrrad muss dabei mindestens 6,8 Kilogramm wiegen. Ein leichteres Rad wäre mit den heutigen Komponenten auch möglich, aber der entscheidende Punkt ist natürlich die Stabilität und Zuverlässigkeit des Rades: 

„Als Rennfahrer sagst Du einfach, es muss alles solide funktionieren. Bei der Schaltpräzision ist SHIMANO für mich nach wie vor das Maß der Dinge, deshalb bin ich sehr happy, dass ich die Komponenten schon meiner gesamten Karriere über fahren darf.“

Michael Teuber setzt auf eine DURA ACE Di2 Schaltung und ist gerade dabei, von 2x11-fach auf 2x12-fach umzurüsten.

Übrigens: Auch für E-Bikes kann sich Michael Teuber schon lange begeistern. Gerade, wenn er im Trainingslager mal etwas ausrollen will, ist das E-Bike das richtige. In Livigno kann er beispielsweise nach einem Intervalltraining am Vormittag nachmittags ein bisschen E-Mountainbike fahren. Da er ursprünglich vom Downhill kommt, mag er es auch weiterhin, die ein oder andere Abfahrt schnell herunterzufahren. Da ist es praktisch, wenn man mit dem E-Bike wieder fix oben ist.

Dazu nutzt er das E-Bike gerne im Winter, wenn er mit seiner Ehefrau eine Tour in der weiteren Umgebung von München und Dachau machen möchte. Eine Familienausfahrt ist immer drin!

Er stellt das Rad eigentlich nie weg. Auch im Winter fährt er noch 4-5 Mal pro Woche Rad. Eine Pause von 2-3 Monaten im Winter – das ist mit ihm nicht drin!

Auch nach seiner aktiven Zeit als Profi will er in Bewegung und auf dem Rad bleiben. Wir sind gespannt!

Die WM in Glasgow is coming…

Wir wünschen Michael Teuber erstmal viel Glück, insbesondere, dass er beim Einzelzeitfahren in Glasgow richtig gut abschneidet.

Seine Karriere wird nicht so schnell vorbei sein, so dass wir seine Leistungen im Para-Radsport noch hoffentlich lange feiern können.

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