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Chris Hall kennt sich mit extremen Herausforderungen aus. Er hat sich die 107-Challenge ausgedacht (107 Tage in Folge jeweils 107 Kilometer fahren) und auch die Trenching-Challenge am Box Hill, bei der er den berüchtigten Anstieg 91 Mal wiederholte, geht auf sein Konto. Diese Challenges dienen ihm jedoch nicht nur dazu, sich selbst zu pushen und an seine Grenzen zu gehen. Sein Hauptziel ist vielmehr, das Bewusstsein für die seelische Gesundheit von Männern zu verbessern. Die 7 Everests Challenge macht hier keine Ausnahme. Das Ziel, an 7 Tagen in Folge einen Everest zu fahren, war seine bisher härteste Herausforderung.

Das Konzept des Everesting ist teuflisch einfach: Nimm jeden beliebigen Anstieg irgendwo auf der Welt und fahre ihn so oft ohne Unterbrechung, bis du 8848 Höhenmeter gesammelt hast – was der Höhe des Mount Everest entspricht.

Stwlan Dam in Wales

Natürliche Weiterentwicklung

Das 7 Everests Projekt fühlte sich wie eine natürliche Weiterentwicklung der vorherigen Challenges an. Ich wollte zeigen, dass Menschen, die kämpfen müssen, jederzeit und an jedem Tag mit enormen Schwierigkeiten konfrontiert werden können. Dass dieser mentale Kampf gegen den Berg jeden Tag passieren kann. Seelische Gesundheit ist keine einfache Sache. Sich bestmöglich um die eigene Gesundheit zu kümmern, ist eine enorm komplexe Aufgabe, und es liegt sehr viel Potenzial darin, seine eigenen Schwächen und Verletzlichkeiten zu zeigen. Sich zu öffnen und zu sagen „Mir geht es nicht gut“. Oder Freunde und die Familie um Unterstützung zu bitten. Darum geht es mir bei dieser Challenge... und natürlich um ganz viel Strampeln bergauf.

Für den Stwlan Dam in Wales habe ich mich hauptsächlich aus einem Grund entschieden. Es ist eine gesperrte Straße. Der Anstieg ist mit durchschnittlich knapp 10 % immer noch ziemlich steil, es gibt aber einige Spitzkehren und Haarnadelkurven, die viel steiler sind, und außerdem ist dieser Teil von Wales berüchtigt für schlechtes Wetter. Eines dieser Elemente nicht unter Kontrolle zu haben, erwies sich als folgenreich.

Enorme Leistung

Dies war mit Abstand die härteste Challenge, die ich je in Angriff genommen habe. Sowohl physisch als auch mental. Ich habe alles für die Challenge gegeben und das war gegen Ende auch klar zu sehen, denke ich. Ich werde immer noch sehr emotional, wenn ich daran denke, und das zeigt, wie viel mir diese Challenge bedeutet hat. Ein großes Problem beim Everesting ist, dass es seltsamerweise schon fast zur Normalität geworden ist, weil so viele Leute das während der Pandemie gemacht haben. Und auch für mich ist einer schon eine enorme Leistung. Also sollte jemand, der einen Everest geschafft hat, nicht denken, dass das keine harte und schwierige Herausforderung war. Es ist in etwa so wie einen Marathon zu laufen. Aber oft laufen die Leute dann noch einen.

An dieser Aktion war nichts leicht. Wir (das unersetzliche Support-Team und ich) mussten von Anfang an gegen feindselige Bedingungen kämpfen. Sturm, Hagel, Regen. Praktisch vom ersten Tag an. Ein Aspekt, der besonders herausstach, war die erste Abfahrt von oben über die Haarnadelkurven bei Regen. Der oberste Teil des Anstiegs war neu asphaltiert worden und war bei Trockenheit unglaublich schnell und flowig, bei Nässe jedoch glatt wie ein Eiskanal. Das Bike rutscht förmlich um die Kurven und die Bremsen blockieren. Da habe ich es definitiv mit der Angst zu tun bekommen.

Plananpassung

Das Wetter hat die Challenge komplett verändert. Als uns klar wurde, dass die ganze Woche über extrem wechselhafte Wetterverhältnisse herrschen würden, haben wir die Sicherheit viel mehr in den Vordergrund gestellt. Es ging viel stärker darum, jeden Tag heil zu überstehen und so sicher wie möglich durchzukommen. Ich fuhr nach wie vor mein Stundenpensum, aber manchmal war eine Planänderung erforderlich und die Höhenmeter mussten am Alpe du Zwift auf dem Rollentrainer gesammelt werden.

DURA-ACE und ULTEGRA

Für die 7 Everests habe ich mich für das fantastische Cervélo R5 entschieden. Dieses Bike hat einige interessante Eigenschaften. Mit Pedalen, Flaschenhaltern und Computer wiegt es nur 6,8 kg. Es war hauptsächlich mit der DURA-ACE 9150 11-fach bestückt, aber einem ULTEGRA Di2 Schaltwerk. Der Grund dafür war, dass das ULTEGRA Schaltwerk mit langem Käfig eine Kassette mit 34er-Ritzel möglich macht.

Die 170 mm DURA-ACE Power Meter Kurbel war mit 50/34-Kettenblättern bestückt. Breift waren sie mit Schwalbe Pro One. Vorne ist die Version mit transparenter Seitenwand aufgezogen, hinten die schwarze in 28 mm Breite. Der Grund für die ungleiche Bereifung liegt im hohen Verschleiß am Hinterrad durch das heftige Klettern und viele Bremsen. Ich hielt es für sinnvoll, hinten nach ein paar Tagen einen frischen Reifen aufzuziehen (die transparenten Reifen waren nicht frisch und waren vor der Challenge schon einige 1.000 km gelaufen, aber der Vorderreifen musste noch nicht gewechselt werden, zumal ich Abfall vermeiden möchte, und ich hatte keinen weiteren transparenten zum Wechseln dabei). Als Bremsen waren die exzellenten DURA-ACE mit 160 mm Scheibe vorne und 140 mm hinten verbaut. 

Am Cockpit befindet sich ein 130 mm langer Vorbau und ein 40 cm breiter Lenker. Ich fahre einen Rahmen in Größe 54 mit langem Vorbau und weit ausgezogener Sattelstütze, da ich lange Arme und Beine, aber einen kurzen Rumpf habe. Ich bin übrigens 183 cm groß. Der Sattel ist ein PRO Stealth. Auch die Lackierung sollte ich erwähnen. Es handelt sich um ein spezielles Jumbo Visma Rahmenset mit goldfarbenem Wassertransferdruck auf dem rohen Carbon. Diese Lackierung haben sie im Vorjahr eingesetzt, um auf das neue R5 aufmerksam zu machen.

Auf sich selbst achten

Diese Challenge habe ich in erster Linie gemacht, um darauf hinzuweisen, wie wichtig es ist, auf die eigene seelische Gesundheit zu achten, und um Spenden für Movember zu sammeln und deren unglaublich wichtige Arbeit, Methoden und Unterstützung bereitzustellen, damit Menschen den richtigen Weg finden, jemanden in Not zu erreichen. Es ist eine großartige Organisation, die mir schon mehrmals mit Rat und Tat behilflich war, wenn ich oder jemand aus meinem Freundeskreis Hilfe brauchte.

Die richtigen Entscheidungen treffen

Mein Supportteam war einfach fantastisch, aber sie sind nicht die einzigen, bei denen ich mich bdeanken muss. Mein wichtigster Support war Jimmi von Attacus, der mich über die Jahre schon bei so vielen Challenges unterstützt hat und mich besser kennt als ich selbst. Er ist der Boss, wenn ich Challenges mache und für ihn steht mein Wohlergehen im Mittelpunkt. Meine Gesundheit und Sicherheit stehen an erster Stelle und ich kann Jimmi blind vertrauen, die richtigen Entscheidungen zu treffen, auch wenn es nicht die sind, die ich gerne hören würde. Dann waren Jack und Andy dabei, die die Challenge gefilmt und fotografiert haben. Jack hat mich erstmals auf einer Challenge begleitet. Er ist ein unglaublich talentierter Fotograf und hat mich darüber hinaus „bemuttert“, indem er mich zuverlässig mit Proviant und Wasser versorgt hat. Er war immer für eine Umarmung da und hat außerdem unsere Unterkunft jeden Tag sauber gehalten. Schließlich Andy, der mich in den letzten Jahren auf vielen Challenges begleitet hat. Andy ist eine unglaublich positive Person und jemand, den man einfach gerne um sich hat, wenn die Zeiten hart sind. Er hat ein abslout ansteckendes Lachen, dem ich mich nie entziehen kann, und er ist ein enorm fähiger Film- und Videomann. Ohne diese drei hätte es die Challenge nicht gegeben. Ich verdanke ihnen unglaublich viel.

Alles über den Support

Außerdem haben wir Dion getroffen, der leider seinen Sohn durch Suizid verloren hat. Er ist derjenige, für den ich diese Challenge gemacht habe. Dion und seine Familie haben durch den Verlust von Josh großes Leid erlebt, aber wollten, dass daraus etwas möglichst positives entsteht, daher haben sie in Erinnerung an Josh eine Stiftung namens Josh's Lighthouse Project gegründet. Seht sie euch bitte an, wenn ihr könnt. Sie bewirken sehr viel Gutes, indem sie Menschen Beratung geben, die anderenfalls Schwierigkeiten hätten, solche Angebote nutzen zu können. Emily von Attacus hat sich immer wieder gemeldet und erkundigt. Sie war immer eine Strimme der Vernunft. Meine Freunde Francis and Daisy leisteten mir für einige Tage Gesellschaft und kümmerten sich um mich, sodass die Support-Crew auch mal Pause machen konnte. Francis hat außerdem tolle Videos von der Challenge aufgenommen und Louise vom Team The Internationelles hat ihre Kids zur Schule gebracht, ist bis spät abends mit mir gefahren, am nächsten Morgen war sie wieder dabei und fuhr dann nach Hause, um ihre Kinder von der Schule abzuholen! Schließlich muss ich meine Partnerin Fee und unseren Hund Marshall erwähnen; die immer für mich da waren und mich und alle meine ziemlich verrückten Ideen unterstützen. Ich darf mich glücklich schätzen, ein so fantastisches Support-Team zu haben, auf das ich mich blind verlassen kann und das mir immer den Rücken freihält. Etliche Leute haben mich bei dieser Challenge auf der Straße oder auf dem Rollentrainer begleitet. Vielen Dank, dass ihr da wart und mich unterstützt habt.

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